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Bestandteile der Armee
Bestandteile der Armee
Die ersten mittelalterlichen Heere bestanden aus kriegerischen Horden, wie es sie bereits in der Antike gegeben hatte. Aus ihnen gingen die Feudalheere hervor, die aus den Vasallen eines Lehnsherrn und deren Gefolge bestanden. Die Vasallen waren verpflichtet, jährlich für eine gewisse Zeit Kriegsdienst zu leisten. Anfangs zogen sie gemeinsam mit den Berufssoldaten des Grundherrn für einige Wochen oder Monate in den Krieg. Später erhöhte sich die Zahl der Berufssoldaten und Söldner in den Heeren der Könige und der wohlhabenden Adligen. Gegen Ende dieser Epoche leisteten die Vasallen nicht mehr Kriegsdienst, sondern Abgaben in Form von Geld. Diese "Kriegssteuer" ermöglichte es den Königen, das ganze Jahr über ein Heer zu unterhalten.
Für die Ritter war der Kriegsdienst eine Frage der Pflicht und Ehre. Sie lebten für den Kampf. Erfolg in der Schlacht war der schnellste Weg, um Wohlstand und Anerkennung zu erlangen. Für die Söldner hingegen gehörte das Kämpfen zum Beruf. Häufig verdingten sich die jüngeren Söhne adliger Herren als Berufssoldaten, denn ihnen blieb kaum etwas, nachdem der älteste Sohn das Erbe der Familie angetreten hatte. Auch für die einberufenen Bauern bedeutete der Kriegsdienst eher eine Pflicht als eine Ehre.
Im 14. und 15. Jahrhundert traten immer mehr Bürgerliche dem Berufsheer bei,
da die Bezahlung in der Regel deutlich über dem lag, was friedlichere
Tätigkeiten einbrachten. Außerdem übte die Aussicht auf Beute eine starke
Anziehungskraft aus. Stammeskrieger hielten ihrem Häuptling die Treue, solange
er sie mit Nahrung und Beute versorgte. Diese Ideale hatten ihre Geltung bis ins
Zeitalter des Feudalismus behalten. Niederrangige Ritter und Fußknechte brannten
darauf, an einem Angriff gegen eine reiche Stadt oder eine Burg teilzunehmen,
denn Festungen, die Widerstand leisteten, bargen in der Regel reiche Beute. Ein
Soldat konnte durch die Eroberung einer Stadt sein Jahresgehalt vervielfachen.
Auch offene Schlachten konnten lukrativ sein. Rüstung und Waffen der Gefallenen
konnten verkauft werden, gefangen genommene Ritter brachten Lösegeld ein.
Organisation
Verglichen mit den großen nationalen Armeen moderner Zeiten war die Organisation der Feudalheere einfach. Bis zum Ende dieses Zeitalters gab es keine stehenden Regimenter, Divisionen oder Korps. Wurde eine Feudalarmee zusammengerufen, begab sich jeder Vasall mit seinem Gefolge von Rittern, Bogenschützen und Fußsoldaten zum vereinbarten Treffpunkt. Dort angelangt, sammelten sich die Truppen entsprechend ihrer Funktion im Gefecht. Die Ritter und ihre Knappen marschierten gemeinsam, genau wie es die Bogenschützen und Fußsoldaten taten.
Spezialeinheiten, wie zum Beispiel Belagerungsingenieure und die für die Belagerungsartillerie verantwortlichen Soldaten, setzten sich üblicherweise aus Berufssoldaten zusammen, die speziell für einen Feldzug angeheuert wurden. Als die Türken Istanbul eroberten, bedienten beispielsweise christliche Söldner die in diesem Feldzug eingesetzte Artillerie.
Im späten Mittelalter war der Beruf des Söldners sehr angesehen. So genannte Werbeherren stellten Söldnerheere zusammen, die es den wohlhabenden Gutsherren oder den jeweiligen Städten ermöglichten, eine schlagkräftige Streitmacht aufzustellen. Es gab Söldnerheere, in denen alle Söldner mit derselben Waffe kämpften. In der Schlacht von Crécy im Jahre 1346, zum Beispiel, dienten 2.000 genuesische Armbrustschützen in der französischen Armee. Andere Söldnerheere setzten sich aus Kräften aller Waffengattungen zusammen. Die Größe dieser Heere wurde oft nach der Anzahl der vorhandenen Lanzen gerechnet. Eine Lanze bestand aus einem Ritter und zusätzlichen berittenen Truppen, Fußtruppen und Fernwaffeneinheiten und bildete die kleinste Einheit innerhalb des Heeres. Ein Heer mit 100 Lanzen umfasste somit einige hundert Kämpfer.
Die Befehlsstruktur innerhalb des Feudalheeres war flach. Da es die Manövrierkunst im heutigen Sinne damals noch nicht gab, war ein großer Stab, der den Heerführer unterstützte und seine Befehle weiterleitete, so gut wie nie notwendig.
Im Jahre 1439 führte Karl VII. von Frankreich die Königlichen Ordonanzkompanien ein. Diese Kompanien bestanden entweder aus Rittern oder Infanteristen und wurden durch Steuereinnahmen finanziert. Jede Kompanie verfügte über eine feste Sollstärke; die Rüstungen und Waffen wurden vom König festgelegt und waren nicht mehr persönlichen Vorlieben überlassen. Dies war der Anfang moderner, stehender Armeen in der westlichen Welt.
Versorgung mit Nahrungsmitteln und medizinische Versorgung wurden nur selten eingeplant. Im Mittelalter lebten die Heere von dem, was sie während einer Belagerung oder eines Marsches durch ein Gebiet erlegten oder ernteten. Die Bewohner des jeweiligen Gebietes waren durch die Heere oft großen Strapazen ausgesetzt. Dabei machte es für sie kaum einen Unterschied, ob ihre Felder von einem feindlichen oder einem freundlich gesinnten Heer geplündert wurden. Die mittelalterlichen Armeen verweilten nicht lange in einem Gebiet, da die örtliche Versorgung mit Nahrungsmitteln und Futter schnell erschöpft war. Dieses besondere Problem stellte sich während aller Belagerungen. Traf ein belagerndes Heer keine Vorkehrungen für die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Futter für den Zeitraum der Belagerung, konnten unter Umständen die Vorräte zu Neige gehen. Das Heer war dann gezwungen, die Belagerung aufzuheben, die bei längerem Durchhalten eventuell zum Erfolg geführt hätte.
Die hygienische Versorgung stellte ein weiteres Problem dar, wenn eine Armee längere Zeit an einem Ort verweilte. Ein mittelalterliches Heer führte zusätzlich zu den Pferden der Ritter viele Tiere mit sich. Durch die mangelnde Abwasserentsorgung brachen häufig Krankheiten wie zum Beispiel die Ruhr aus und dezimierten das Heer beträchtlich. Während seines Frankreichfeldzuges verlor Heinrich V. von England in der Schlacht von Harfleur schätzungsweise 15 Prozent seiner Armee durch Krankheiten. Beim Marsch auf Azincourt waren es sogar mehr. In der eigentlichen Schlacht hingegen fielen lediglich 5 Prozent der Männer. Heinrich V. selbst erlag während einer anderen Belagerung einer durch mangelnde Hygiene ausgelösten Infektion.
In den meisten Schlachten stellten die Kämpfer auf beiden Seiten sich selbst auf, um dann bei Schlachtbeginn auf den Gegner loszustürmen und zu kämpfen. Feldzüge oder Truppenübungen und Gefechte fanden selten statt.
Vor der Schlacht unterteilten die Befehlshaber ihre Kräfte in einzelne Truppen, z.B. Fußsoldaten, Bogenschützen und Kavallerie, die jeweils spezifische Aufgaben hatten. Diese Gruppen wurden weiter unterteilt und erhielten wiederum eigene Aufgaben oder dienten als Reserve. So konnte ein Befehlshaber zum Beispiel mehrere "Schlachtlinien" oder "Divisionen" von Rittern bilden. Je nach Bedarf konnten diese einzeln ins Feld geschickt oder als Reserve zurückgehalten werden. Bogenschützen wurden, unterstützt von Infanterieblöcken, in der Regel an der Spitze eingesetzt. War das Heer einmal aufgestellt, musste nur noch entschieden werden, wann die vorab aufgestellten Truppen in die Schlacht geschickt werden sollten. Hatte die Schlacht einmal begonnen, bestand für Rückzüge, Neuformierungen oder Umgestaltungen kaum noch eine Möglichkeit. Eine Ritterstreitmacht, zum Beispiel, konnte nur selten mehr als einmal eingesetzt werden. Waren die Ritter ins Gefecht geschickt, wurden entweder Verstärkungstruppen nachgeschickt, oder die Truppen wurden abgezogen. Ein Angriff mit schwerer Kavallerie hatte entweder zur Folge, dass die Truppen versprengt wurden, oder es ging ein so großer Teil an Ausrüstung und Pferden verloren, dass die Streitkraft im Wesentlichen verbraucht war. In der Schlacht von Hastings wurden die normannischen Ritter für weitere Angriffe neu aufgestellt, konnten aber nicht mit ganzer Kraft angreifen, da es ihnen nicht gelang, den sächsischen Schildwall zu durchbrechen.
Taktisch erfahrene Befehlshaber wussten die Landschaft zu ihrem Vorteil zu nutzen und setzten Späher ein, um die Stärken und Schwächen des Feindes einzuschätzen.
Als abschließenden Lohn für eine siegreiche Schlacht erhielten die Soldaten, neben Anerkennung und Ehre, Lehen. Der unmittelbare Lohn bestand in der Beute, die den gefallenen Gegnern geraubt wurden, der Plünderung besiegter und eingenommener Städte und Schlösser, dem Verkauf von Rüstungen und Waffen der Gefallenen und dem Lösegeld für Gefangene von hohem Rang. Von Rittern wurde erwartet, dass sie Lösegeld zahlten, um ihr Leben zu retten. Eine der höchsten geschichtlich belegten Lösegeldsummen entspricht einem Gegenwert von mehr als 38 Millionen Mark. Diese Lösegeldsumme wurde von einem deutschen Prinzen für die Freilassung Richards I. von England gezahlt, nachdem dieser bei seiner Rückkehr von den Kreuzzügen gefangen genommen wurde.
Bei Azincourt hielten die Engländer eine große Gruppe französischer Ritter in der Nachhut der Truppe zurück, um Lösegeld für sie einzufordern. Während der Schlacht griff ein französisches Truppenkontingent die Nachhut an und versetzte Heinrich V. kurzzeitig in Panik. Um die Freilassung der gefangenen französischen Ritter zu verhindern, befahl er deren Hinrichtung und verzichtete somit auf ein Vermögen an Lösegeldern.
Die Gefangennahme von Rittern wurde von Herolden festgehalten, die Buch darüber führten, welche Soldaten verantwortlich waren und somit das Lösegeld schuldeten. Dann benachrichtigten die Herolde die Familie des Gefangenen, arrangierten die Lösegeldzahlung und sorgten für die Freilassung des Gefangenen.
Die damalige Verbreitung von Lösegeldern mag bemerkenswert zivilisiert erscheinen, dabei verschleiert sie jedoch nur eine dunklere Geschichte. Gefangene von niedrigem Rang besaßen keinen Wert und wurden umgehend getötet, um das Problem ihrer Unterbringung und Verpflegung zu umgehen.
Die militärische Strategie des Mittelalters zielte darauf ab, die wirtschaftliche Basis für Reichtum zu schaffen, um in der Lage zu sein, Heere ins Feld zu schicken. Dies bedeutete zunächst, Land zu verwüsten oder zu verteidigen, denn Felder und Weideland bildeten die Basis für jeglichen Wohlstand. Mit der Zeit verlor die Landwirtschaft an Bedeutung, die Städte wurden durch das Aufblühen von Handel und Industrie immer wohlhabender und zunehmend wichtiger.
Burgen zu sichern oder einzunehmen war ein Schlüsselelement des Krieges, denn Burgen dienten zur Verteidigung des Ackerlandes. Die Krieger, die eine Burg besetzt hielten, kontrollierten auch das umgebende Land. Als die Städte wuchsen, wurden auch sie befestigt. Nach und nach wurden die Verteidigung oder Eroberung von Städten wichtiger als der Kampf um Burgen.
Heere führten Feldzüge durch, um strategisch wichtige, befestigte Punkte einzunehmen und das Land zu verwüsten oder um den Feind davon abzuhalten, einen eben solchen Feldzug durchzuführen. Drang der Feind ins Land ein, wurde direkt zum Gegenangriff gestartet, um zu verhindern, dass das Land verwüstet wurde. In der Schlacht von Hastings im Jahre 1066, zum Beispiel, versuchten die Angelsachsen, das Eindringen der Normannen zu verhindern. Die Angelsachsen verloren die Schlacht, und die Normannen führten unter der Flagge von Wilhelm dem Eroberer in den folgenden Jahren einen Eroberungsfeldzug durch, um das Land ihrer Macht zu unterwerfen. Auf dem Lechfeld kämpften im Jahre 955 die Deutschen gegen die ungarischen Angreifer (Magyaren) aus dem Osten. Der entscheidende Sieg der Deutschen unter Otto I. setzte weiteren Angriffen der Magyaren ein Ende. Der Sieg Karl Martells über die Mauren im Jahre 732 beendete die Angriffe der Moslems und drängte sie zurück nach Spanien.
Die Schlachten von Crécy, Poitiers und Azincourt, die alle während des Hundertjährigen Krieges zwischen Engländern und Franzosen stattfanden, dienten allesamt dem Zweck, das Eindringen der Engländer zu verhindern. Die Franzosen verloren alle drei Schlachten, und die Engländer setzten ihre Übergriffe fort. Trotz ihrer zahlreichen Überfälle gelang es den Engländern nicht, das Land dauerhaft in ihre Gewalt zu bringen, und die Franzosen gewannen letztendlich den Krieg.
Das Hauptziel der Kreuzzüge bestand darin, strategisch wichtige Punkte im Heiligen Land einzunehmen und zu halten, um von dort aus das gesamte Land unter Kontrolle zu bringen. Die einzelnen Schlachten sollten die jeweilige Vormachtstellung der einen oder anderen Seite brechen. So ermöglichte der Sieg der Sarazenen unter Saladin in der Schlacht bei Hattim im Jahre 1187 die Rückeroberung Jerusalems.
Mit Fortschreiten des Mittelalters entwickelten sich die Schlachten von Zusammenstößen schlecht organisierter Kriegerscharen zu Gefechten, in denen Taktik und Manövrierkunst eingesetzt wurden. Dies war zum Teil auf die Differenzierung im Heerwesen und die Weiterentwicklung bei den Waffengattungen sowie deren taktischer und strategischer Verwendung zurückzuführen. Die ersten Heere der Dunklen Zeit setzten sich aus Horden von Fußsoldaten zusammen. Mit dem Aufkommen schwerer Kavallerie änderte sich dies, und die besten Heere bestanden aus Ritterscharen. Fußsoldaten wurden mitgeführt, um feindliches Gebiet zu verwüsten und die schwere Arbeit während einer Belagerung zu leisten. Während der Schlacht drohte den Fußsoldaten von beiden Seiten Gefahr, da die Ritter versuchten, ihre Gegner in einen Nahkampf zu verwickeln. Dies galt besonders zu Anfang dieses Zeitalters, denn die Fußsoldaten waren unausgebildete Bauern, die ihrem Feudalherren gegenüber verpflichtet waren, Kriegsdienst zu leisten. Bogenschützen erwiesen sich für die Belagerung ebenfalls als nützlich, liefen jedoch Gefahr, auf dem Schlachtfeld überrannt zu werden.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelang es den Befehlshabern immer mehr, ihre Ritter zu disziplinieren, so dass ihre Heere sich als gemeinsam kämpfende Einheit verstanden. Im englischen Heer zollten die Ritter den Langbogenschützen nur widerwillig Respekt, nachdem die Bogenschützen ihren Wert auf vielen Schlachtfeldern bewiesen hatten. Die Disziplin besserte sich weiter, als mehr und mehr Ritter gegen Bezahlung und weniger für Ruhm und Ehre kämpften. In Italien wurden die Söldner bekannt für lange Feldzüge, bei denen nicht viel Blut vergossen wurde. Zu dieser Zeit stellten Soldaten aller Ränge Vermögenswerte dar, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt wurden. Die nach Ruhm strebenden Feudalheere entwickelten sich zu Berufsheeren, die vor allem daran interessiert waren, die Schlacht zu überleben, um ihren Sold ausgeben zu können.
Die Kavallerie war üblicherweise in drei Gruppen, oder Divisionen, unterteilt, die nacheinander in die Schlacht geschickt wurden. Die erste Angriffswelle würde entweder durchbrechen oder den Gegner versprengen und somit den Weg für die zweite oder dritte Angriffswelle bereiten. Ergriff der Gegner einmal die Flucht, begann das Metzeln und Morden.
In der Praxis folgten die Ritter eher ihren persönlichen Plänen als denen des Befehlshabers. Für die Ritter standen Ruhm und Ehre im Vordergrund, und deshalb versuchten sie, sich in eine gute Position in der ersten Reihe der vordersten Division zu drängen. Der Gesamtsieg auf dem Schlachtfeld stand hinter der persönlichen Ehre. Sobald der Feind in Sichtweite war, stürmten die Ritter voran und machten somit jeden strategischen Plan zunichte.
Gelegentlich ließen die Befehlshaber ihre Ritter absitzen, um sie besser unter Kontrolle zu haben. Dies war gerade bei kleineren Heeren, die sich in einem Wettstreit von Angriffen nur wenig Hoffnung machen konnten, eine Möglichkeit, die Chancen zu verbessern. Abgesessene Ritter unterstützten die Streitkraft und machten den einfachen Fußtruppen Mut. Die Ritter und anderen Fußsoldaten verschanzten sich auf dem Schlachtfeld hinter Pfählen oder anderen Konstruktionen, die entworfen wurden, um den Angriffen der Kavallerie die Wucht zu nehmen.
Die Schlacht von Crécy im Jahre 1346 ist ein Beispiel für undiszipliniertes Verhalten der Ritter. Das französische Heer verfügte über wesentlich mehr Ritter und war dem englischen Herr damit zahlenmäßig weit überlegen (40.000 zu 10.000). Die Engländer teilten sich in drei Gruppen mit Langbogenschützen, die von in den Boden gerammten Pfählen geschützt wurden. Zwischen diesen drei Gruppen befanden sich zwei Gruppen abgesessener Ritter. Eine dritte Gruppe unberittener Ritter diente als Reserve. Der französische König sandte mit Armbrüsten bewaffnete genuesische Armbrüsten, die das unberittene englische Heer angreifen sollten, während er versuchte, seine Ritter in drei Divisionen zu organisieren. Die Armbrüste waren jedoch feucht geworden und damit unbrauchbar. Sobald die französischen Ritter den Feind erblickten, ignorierten sie die Versuche ihres Königs, eine Schlachtordnung herzustellen und steigerten sich in eine Raserei, indem sie sich mit wilden Schlachtrufen anfeuerten. Mit den Genuesen ungeduldig geworden, befahl der französische König seinen Rittern anzugreifen. Diese stürmten los und trampelten dabei die im Weg stehenden Bogenschützen nieder. Obwohl der Kampf den ganzen Tag andauerte, besiegten die unberittenen englischen Ritter und Langbogenschützen, die ihre Bogensehnen trocken gehalten hatten, die Franzosen, die wie ein undisziplinierter Haufen kämpften.
Gegen Ende des Mittelalters hatte sich die Zahl schwerer Kavallerie auf dem Schlachtfeld auf etwa die gleiche Menge wie die Fernwaffen- und Fußtruppen reduziert. Inzwischen war die Sinnlosigkeit eines Angriffs mit gut formierter und disziplinierter Infanterie immer deutlicher geworden. Die Schlachtordnung hatte sich geändert. Pfähle, Pferdewagen und Schützengräben wurden routinemäßig eingesetzt, um die Heere gegen Angriffe der Kavallerie zu schützen. Bei Angriffen gegen massierte Reihen von Pikenieren und Bogenschützen bzw. Artilleristen blieb nur ein Häufchen gebrochener Männer und Pferde übrig. Die Ritter waren gezwungen, zu Fuß zu kämpfen oder auf eine geeignete Gelegenheit zum Angriff zu warten. Verheerende Angriffe waren immer noch möglich, aber nur, wenn der Feind sich auf dem Rückzug befand, nicht organisiert war oder sich hinter seinem Schutz auf dem Schlachtfeld hervorgewagt hatte.
Taktiken der Fernwaffeneinheiten
Zur damaligen Zeit bestanden Fernwaffeneinheiten hauptsächlich aus Bogenschützen, die einen von mehreren unterschiedlichen Bogentypen benutzten. Zunächst war dies der Kurzbogen, später wurden die Armbrust und der Langbogen entwickelt. Bogenschützen hatten den Vorteil, dass sie den Feind über eine gewisse Entfernung hinweg verwunden konnten, ohne in Nahkämpfe verwickelt zu werden. Der Wert dieser Truppen war im Altertum wohl bekannt, in der Dunklen Zeit ging diese Erkenntnis jedoch zeitweilig verloren. Die Ritter waren im Mittelalter vorherrschend, und ihr Ehrenkodex verlangte einen Kampf Mann gegen Mann mit einem ebenbürtigen Feind. Diesen aus der Entfernung mit einem Pfeil zu töten war für die Ritter unehrenhaft, so dass wenig Anstrengungen unternommen wurden, um diese Waffe weiterzuentwickeln und effektiv einzusetzen.
Es wurde jedoch immer deutlicher, dass Bogenschützen sowohl bei Belagerungen als auch in der Schlacht effektiv und ausgesprochen nützlich waren. Wenn auch widerwillig, schafften immer mehr Heere Platz für sie. Der entscheidende Sieg Wilhelms I. in der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 wurde möglicherweise durch Bogenschützen errungen, obwohl seinen Rittern traditionell die meiste Anerkennung zuteil wird. Die Angelsachsen hielten eine Anhöhe besetzt und bildeten mit ihren Schilden eine geschlossene Front, so dass die Normannen große Schwierigkeiten hatten, durchzubrechen. Einen ganzen Tag lang wogten die Kämpfe vor und zurück. Als die Angelsachsen sich hinter ihrem Schildwall hervorwagten, um die normannischen Bogenschützen anzugreifen, war es ein Leichtes, sie zu überrennen. Eine Zeit lang schien es, als müssten die Normannen scheitern, viele glauben jedoch, dass die normannischen Bogenschützen die Schlacht gewannen. Ein Zufallstreffer verwundete Harold, den König der Angelsachsen, tödlich, und die Schlacht endete kurze Zeit später.
Die unberittenen Bogenschützen kämpften in massierten Formationen von mehreren hundert oder tausend Männern. Aus einer Entfernung von ungefähr 90 Metern abgefeuert, konnten sowohl die Pfeile der Armbrust als auch die des Langbogens die Rüstung des Feindes durchdringen. Auf diese Entfernung konnten Bogenschützen individuelle Ziele ins Visier nehmen. Für den Feind waren diese Schäden verheerend, besonders wenn er dem nichts entgegenzusetzen hatte. Im Idealfall zerstörten die Bogenschützen die feindliche Aufstellung, indem sie sie für einige Zeit unter Beschuss nahmen. Der Feind war zwar einigermaßen sicher, wenn er sich hinter Pfählen verschanzte, er konnte jedoch nicht all die eindringenden Pfeile und Bolzen abwehren. Verließ der Feind seinen Schutz, um die Bogenschützen anzugreifen, traf er auf die gegnerische Kavallerie, die hoffentlich noch rechtzeitig kam, um die Bogenschützen zu retten. Wichen die feindlichen Reihen jedoch nicht von der Stelle, so gerieten sie vielleicht letztendlich doch ins Wanken, so dass die Kavallerie erfolgreich angreifen konnte.
In England wurden Bogenschützen besonders gefördert und unterstützt, da die Engländer in allen Kriegen auf dem Festland zahlenmäßig unterlegen waren. Als die Engländer gelernt hatten, große Kontingente an Bogenschützen sinnvoll einzusetzen, begannen sie, in Schlachten siegreich zu sein, selbst wenn sie gewöhnlich zahlenmäßig unterlegen waren. Den Vorteil der Reichweite des Langbogens nutzend, entwickelten die Engländer den Pfeilhagel. Anstatt auf individuelle Ziele zu schießen, schossen die Langbogenschützen in das vom Feind besetzte Gebiet. Die Langbogenschützen konnten bis zu 6 Schüsse pro Minute abgeben. 3.000 Langbogenschützen konnten also 18.000 Pfeile in eine massierte Aufstellung des Feindes schießen. Die Auswirkung des Pfeilhagels auf Männer und Pferde war verheerend. Französische Ritter, die im Hundertjährigen Krieg gekämpft hatten, berichteten von dem Geräusch, das diese Geschosse in der Luft verursachten, und darüber, dass der Himmel vor lauter Pfeilen schwarz gewesen sei.
Auf dem Festland nahmen Armbrustschützen vor allem in der Bürgerwehr und in den Berufsheeren, die von den Städten aufgestellt wurden, eine wichtige Rolle ein. Mit einer minimalen Ausbildung wurde aus einem Armbrustschützen ein kampfstarker Soldat.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erschienen die ersten primitiven Handfeuerwaffen auf dem Schlachtfeld. Als diese funktionierten, waren sie weitaus wirkungsvoller als Bögen.
Bei dem Einsatz von Bogenschützen bestand die Schwierigkeit darin, diese zu schützen, während sie schossen. Um wirkungsvoll zu sein, mussten die Schützen so nahe wie möglich an den Feind herankommen. Die englischen Bogenschützen trugen Pfähle auf das Schlachtfeld, die sie mit Hilfe von Holzhämmern vor der Stelle, von der aus sie schießen wollten, in die Erde rammten. Diese Pfähle gewährten ihnen einen gewissen Schutz vor der feindlichen Kavallerie. Die englischen Bogenschützen verließen sich auf ihre Feuerkraft, um die feindlichen Bogenschützen abzuwehren. Griff der Feind jedoch mit Fußsoldaten an, befanden sie sich eindeutig im Nachteil. Armbrustschützen trugen einen großen Schild, die so genannte Pavese, in die Schlacht. Dieser Schild war mit Stützen versehen. Sie wurden nebeneinander aufgestellt und bildeten eine Art Wall, hinter dem die Männer sich verschanzen konnten.
Gegen Ende dieser Epoche wurden Armbrustschützen und Pikeniere gemeinsam in kombinierten Formationen aufgestellt. Die Piken hielten die feindlichen Nahkampftruppen fern, während die Fernwaffeneinheiten (Armbrustschützen oder Handfeuerwaffen) auf die feindlichen Reihen feuerten. Diese gemischten Formationen lernten, sich fortzubewegen und anzugreifen. Angesichts einer disziplinierten Truppe von Pikenieren, Armbrustschützen und Leichten Kanonieren musste sich die feindliche Kavallerie zurückziehen. Konnte der Feind dieser Truppe keine eigenen Waffen und Piken entgegensetzen, war die Schlacht so gut wie verloren.
In der Dunklen Zeit bestand die Taktik der Fußsoldaten einfach darin, zum Nahkampf überzugehen und aufeinander los zu schlagen. Um den Feind aufzuhalten, schleuderten die Franken ihre Äxte, kurz bevor sie zum Nahkampf übergingen. Für den Sieg verließen sich die Krieger auf ihre Stärke und ihren Grimm.
Das Aufkommen von Rittern ließ die Infanterie kurzzeitig von den Schlachtfeldern verschwinden, was zum größten Teil darin begründet war, dass es einfach keine disziplinierte und gut ausgebildete Infanterie gab. Bei den Fußsoldaten der frühmittelalterlichen Heere handelte es sich in erster Linie um Bauern, die nur spärlich mit Waffen ausgerüstet waren und keinerlei Ausbildung erfahren hatten.
Die Sachsen und Wikinger entwickelten eine besondere Verteidigungsformation, den so genannten Schildwall, bei dem die Männer nebeneinander standen und ihre langen Schilde so zusammen hielten, dass sie eine Barriere bildeten. So konnten sie sich gegen Bogenschützen und Kavallerie schützen, über die ihre eigenen Heere nicht verfügten.
In den Gebieten, die nicht über die nötigen Mittel verfügten, um schwere Kavallerie ins Feld zu schicken - wie zum Beispiel in gebirgigen Gegenden wie Schottland und die Schweiz - ebenso wie in den aufstrebenden Städten, lebte die Infanterie wieder auf. Gezwungenermaßen wurden in diesen Gebieten Mittel und Wege gefunden, um schlagkräftige Heere, die über nur sehr wenig oder gar keine Kavallerie verfügten, ins Feld zu schicken. Es stellte sich heraus, dass Pferde Angriffe auf Barrieren aus angespitzten Pfählen oder Speerspitzen verweigerten. Eine disziplinierte Truppe von Speerkämpfern war in der Lage, die schwere Elitekavallerie der reicheren Nationen oder Feudalherren aufzuhalten und kostete nur einen Bruchteil dessen, was für eine schwere Kavallerie aufgebracht werden musste.
Für die Teilheere, die so genannten Schiltrons, die die Schotten in ihren Unabhängigkeitskriegen gegen Ende des 13. Jahrhunderts einzusetzen begannen, wurde ein Kreis aus Speerträgern gebildet (wie in dem Film "Braveheart" zu sehen war). Die Schotten hatten herausgefunden, dass die Schiltrons eine effektive Verteidigungsformation waren. Robert Bruce bot den englischen Rittern nur in sumpfigem Gebiet die Gelegenheit zum Kampf, wodurch die schwere Kavallerie erheblich behindert wurde.
Die Schweizer wurden durch ihre Kämpfe mit der Pike berühmt. Sie ließen die griechische Phalanx im Wesentlichen wieder aufleben und erwarben große Tüchtigkeit im Kampf mit der Langstielaxt. Die Pikeniere stellten sich im Quadrat auf. Die vier äußeren Reihen hielten ihren Piken fast aufgerichtet und nur leicht gesenkt. Somit bildeten sie eine effektive Barriere gegen die Kavallerie. Die hinteren Reihen setzten Stangenwaffen ein, um den Gegner zu attackieren, sobald dieser zum Nahkampf überging. Die Schweizer übten ihre Kampftechniken ein, so dass sie sich in der Formation relativ schnell fortbewegen konnten. Sie verwandelten eine Verteidigungsformation in eine schlagkräftige Angriffsformation.
Den massierten Pikenieren wurde Artillerie entgegengesetzt, die die Reihen der dichten Formation durchpflügte. Diese Technik wurde erstmals erfolgreich von den Spaniern eingesetzt. Die Spanier bekämpften die Pikeniere auch erfolgreich mit Schwertkämpfern, die runde Schilder trugen. Diese waren leicht bewaffnete Männer, die zwischen den Piken hindurchschlüpfen konnten und mit ihren Kurzschwertern angriffen. Ihr Rundschild war ein kleiner, leicht zu handhabender Schild. Gegen Ende des Mittelalters versuchten die Spanier als Erste eine Kombination aus Pikenieren, Schwertkämpfern und Leichten Kanonieren in derselben Formation einzusetzen. So wurde eine Streitmacht gebildet, die es mit allen Waffen auf unterschiedlichem Gelände sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung aufnehmen konnte. Am Ende dieser Epoche waren die Spanier die erfolgreichste Streitmacht in Europa.